Das Drama um “The Day Before”

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– Vom Hype zum Albtraum in fünf Tagen

Ein Beben durchzog die Gaming-Welt, als “The Day Before” endlich auf den Markt kam – oder besser gesagt, in die Early-Access-Phase startete. Das langersehnte Zombie-Spiel versprach eine immersive Open-World-Erfahrung, doch nur fünf Tage nach dem Release zogen die Entwickler von Fntastic Games den Stecker. Ein Schock für die Spieler, die nicht nur ihr Geld, sondern auch ihre Hoffnungen in den Trümmern des Spiels sahen.

Schon im Januar 2021 setzte ein Trailer die Erwartungen hoch. Zwei Spieler, eine heruntergekommene Stadt, Zombies und actiongeladene Feuergefechte – doch die Skepsis war spürbar. Fntastic Games, ein damals wenig bekanntes russisches Studio, versprach ein AAA-Spiel, das in einer völlig neuen Liga spielen sollte. Die ersten Zweifel waren geweckt, aber der Trailer zeigte eine Grafik, die beeindruckte, und ein Spiel, das nach Großem schrie.

Ein Monat später kam ein zweiter Trailer, begleitet von den Gründern von Fntastic Games, die von einem “echten Durchbruch für das MMO-Survival-Genre” sprachen. Eine riesige offene Spielwelt, dynamisches Wetter und ein revolutionäres Kampfsystem – die Ambitionen schienen grenzenlos. Die Veröffentlichung war für Juni 2022 angekündigt.

Doch schon früh zeichneten sich dunkle Wolken am Horizont ab. Berichte über fragwürdige Arbeitsbedingungen bei Fntastic und die Tatsache, dass das Studio hunderte “Freiwillige” beschäftigte, lösten Unruhe aus. Ein Blick auf die Historie des Studios zeigte, dass es bis dato nur mäßig erfolgreiche Spiele veröffentlicht hatte.

Der Hype um “The Day Before” wuchs dennoch, bis im Mai 2022 die Veröffentlichung um ein halbes Jahr verschoben wurde – angeblich, um die Grafik-Engine zu aktualisieren. Der Zeitpunkt der Entscheidung, nur vier Wochen vor dem ursprünglichen Release, warf Fragen auf.

Die Spannung stieg, als weitere Berichte über Arbeitsbedingungen und ein Markenrechtsstreit, der zu einer weiteren achtmonatigen Verzögerung führte, die Runde machten. Die Steam-Seite des Spiels verschwand zeitweise aufgrund des Markenrechtsstreits mit einer Kalender-App gleichen Namens.

Der Countdown für den Release im Dezember begann, begleitet von zwei weiteren Verzögerungen und der Ankündigung, dass “The Day Before” zunächst nur als Early-Access-Titel erscheinen würde. Ein Spiel, das bereits 18 Monate zu spät war, sollte also in einer unfertigen Version veröffentlicht werden. Die Enttäuschung war vorprogrammiert.

Die Spieler, die das Spiel nach dem Release erwarben, wurden mit einer halbgaren Version konfrontiert – technische Probleme, fehlende Features, eine leblose Spielwelt. Was als Open-World-Survival-Horror begann, wurde zu einem simplen Extraction-Shooter mit “Sammle drei Gegenstände”-Missionen.

In den letzten Tagen kamen weitere Enthüllungen ans Licht. Fntastic Games wurde beschuldigt, nicht nur Texte aus anderen Spielen kopiert zu haben, sondern auch interne Spielinhalte zusammengekauft zu haben – ein umstrittener Prozess, der als “asset flip” bekannt ist. Die Wut der Spieler kannte keine Grenzen, und viele sprechen von einem Betrugsschema, einem “rug pull”.

Die Entwickler zogen das Spiel nach nur fünf Tagen zurück, löschten ihre Social-Media-Präsenzen und erklärten, dass das Studio aufgelöst wurde. Doch bleibt die Frage: War es kalkulierter Betrug oder ein Fall von Selbstüberschätzung? Fntastic Games betont, dass sie mit Steam an einer Lösung arbeiten, um allen Käufern eine Erstattung anzubieten.

“The Day Before” wird nicht nur als gescheitertes Spiel in die Annalen eingehen, sondern auch als mahnendes Beispiel für die Gefahren der Hype-Maschinerie in der Gaming-Welt. Spieler sollten nicht jedem Trailer-Glanz vertrauen, denn hinter den beeindruckenden Bildern kann sich am Ende ein Albtraum verbergen.

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